Fokus Qualität, statt Quantität!

Es gibt Zeiten, in denen man gezwungen ist, über das was man tut zu reflektieren und sich zu überlegen, ob man noch auf dem richtigen Weg ist. Im Frühjahr/Sommer 2020 war genau so ein Punkt erreicht, weil wir alle wegen des Coronavirus gezwungen wurden, zuhause zu bleiben. Anstatt die Zeit im Lockdown faul auf der Haut zu liegen, haben wir es geschafft, innerhalb kürzester Zeit eine Online Lernakademie mit mittlerweile über 350 Videos und regelmäßigen Online-Livetrainings aufzubauen. Irgendwann durften wir dann auch wieder in kleinen Gruppen im Freien trainieren und schließlich sind wir unter Auflagen in den Dojang zurückgekehrt.

Die vergangenen Monate habe ich aber auch dazu genutzt intensiv zu reflektieren und nachzudenken. Dabei ging es mir insbesondere darum, zu hinterfragen, was wir im Taekwon-Do machen, warum wir es machen und ob es noch zeitgemäß ist. Die Fragen, die ich mir gestellt habe, waren stets ‚Warum machen wir das?‘, ‚Ist es aus Tradition, weil es schon immer so gemacht wurde?‘, ‚Macht es in der heutigen Zeit noch Sinn, es so zu machen?‘ etc.

Als Hintergrund muss man verstehen, dass das System der Privatschulen, wie wir es bei uns im Taekwon-Do Center Heidelberg leben, vor gut 40 Jahren gegründet wurde. Es hat sehr viele gute Dinge, Methoden und Rituale, wurde jedoch seitdem nur minimal weiterentwickelt (jedenfalls bei uns in Heidelberg). Also habe ich mir Zeit genommen, überlegt, mich mit anderen ausgetauscht und eine Idee für eine ‚Schule der Zukunft‘ erarbeitet. Wir haben begonnen, alles zu hinterfragen. Wenn es eine Daseinsberechtigung im Sinne der Entwicklung der Trainierenden hat, wird es weiterhin gemacht. Ansonsten überlegen wir uns, was man verändern kann und was gänzlich gestrichen werden muss. Wir sind hier noch ganz am Anfang eines Prozesses…

Als einen wichtigen Punkt haben wir während der letzten Monate festgestellt, dass das Training deutlich an Qualität gewinnt, wenn wir kleinere Trainingsgruppen haben. Wir können so gezielter auf die Förderung und Entwicklung jedes einzelnen eingehen. Daher lautet unser Motto diesbezüglich:

Fokus Qualität statt Quantität!

Die Anzahl der Teilnehmer*innen pro Training wird auf 10 Personen beschränkt bleiben und wir achten auf eine stärkere Eingruppierung nach Fortschritt. Zudem werden wir die Inhalte unserer Online Lernakademie weiter ausbauen und auch hier den Fokus darauf legen, dass jeder individuell an seinen oder ihren Herausforderungen arbeiten kann.

  • Einzelne Übungen aus den Bereichen Kraftaufbau und Dehnung ermöglichen es individuelle Trainingspläne zusammenzustellen und dabei den eigenen Entwicklungsstand zu berücksichtigen.
  • Die wichtigsten Grundtechniken werden erklärt und es wird gezeigt, wie man sie durch ein gezieltes Training (Kraft, Dehnung & Ausführung) verbessern kann.
  • Da das traditionelle Taekwon-Do nicht nur aus Bewegung und Techniken besteht, haben wir einen Bereich, in dem Hintergründe, Philosophie und andere Themen angesprochen werden.
  • Mit der Einführung der Mind-Stunde haben wir ein zusätzliches Angebot geschaffen, an dem man im Dojang und digital teilnehmen kann. Hier soll das Wachstum des Geistes im Vordergrund stehen. Wöchentlich werden hierzu bestimmte Themen angesehen/gelesen und in der Schule oder per Videochat diskutiert.
  • Wir haben die Möglichkeit geschaffen, dass man individuelle Offline- & Onlinecoaching-Einheiten buchen kann, bei denen Trainingspläne erstellt werden. Zudem kann in diesem Rahmen vertiefend an der eigenen Entwicklung gearbeitet werden.
  • Zudem wurden diverse Prozesse in der Organisation unserer Schule optimiert (z.B. die Einführung eines Online-Vertragsabschlusses).
  • Mit der Einführung eines Mentorensystems für die Erwachsenen und der strukturierten Entwicklungsplanung für die Kinder gehen wir zudem einen weiteren Schritt zur gezielten Förderung unserer Mitglieder.

Wir haben noch viele Ideen erarbeitet, die uns schrittweise erneuern werden und wir somit dem Ziel „Schule der Zukunft“ näherbringen. Da ein solcher Veränderungsprozess immer behutsam angegangen und umgesetzt werden muss, damit niemand verloren geht, werden wir die angedachten Veränderungen mit den interessierten Schülerinnen und Schülern diskutieren, uns Feedback einholen, gegebenenfalls Änderungen vornehmen und sie dann einführen.

Eins sei gesagt: Es fühlt sich sehr gut an, einen solchen Veränderungsprozess gestartet zu haben. Wie leben in einer modernen Welt, in der Themen wie Mobilität (man bindet sich nicht mehr sein Leben lang an einen Ort), Nutzung neuer digitaler Möglichkeiten, ganzheitliche Herangehensweisen im Bereich der Gesundheits- und Achtsamkeitsförderung und der Förderung von Gleichberechtigung und Demokratie berücksichtigt und angegangen werden müssen. Da passen Angst vor Veränderung und stures Festhalten an Altem nicht hinein. Risikobereitschaft und Mut zur Veränderung ist das Kredo. Dabei wollen wir nicht vergessen, dass es vieles gibt, welches auch in unserer heutigen Zeit weiterhin eine Daseinsberechtigung hat.